Krisenzeiten für uns alle. Die Corona Krise bremst die Wirtschaft nicht nur aus, sie versetzt viele Geschäftsaktivitäten in den Stillstand. Spielt Marketing in Zeiten der Existenzsicherung überhaupt noch eine tragende Rolle? In welche Richtung wendet sich das Triebwerk des Unternehmens?
Lösungen müssen her. Nicht in einer Woche, nicht morgen – heute. Da, wo bekannte Arbeitsprozesse nicht mehr möglich sind, wo Geschäftswege nicht mehr existieren, sind Unternehmen gezwungen, neue Geschäftsmodelle aufzustellen. Für viele Betriebe ist diese schnelle Umstellung nahezu unmöglich. Zu eingefahren sind alte Strukturen, digitale Lösungen erscheinen als kostspielig und das nötige Know-How ist nicht vorhanden. Was folgt, ist eine große Verunsicherung gepaart mit Angst. Wie soll ich die fehlenden Umsätze wieder reinholen? Wie kann ich meine Existenz sichern? Wie sieht die Zukunft aus? Wie erreiche ich meine Kunden?
Fakt ist, dass die aktuelle Krise für langfristige Veränderungen im Markt sorgt. Verlorene Umsätze können nicht zu 100% wieder eingeholt werden. Was jedoch machbar ist, ist die negativen Auswirkungen der Pandemie auf unternehmerische Aktivitäten abzuschwächen. Was hier gefordert wird, sind geschickte Maßnahmen und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Situation. Die Herausforderung birgt sich nicht nur darin, die Vertriebswege anzupassen und die Kommunikation zu der Zielgruppe aufrecht zu erhalten, sondern vor allem liegt sie darin, den richtigen Ton zu treffen. Zur Zeit treten existenzielle Themen in den Vordergrund. Die Corona Krise bewegt uns auch emotional und das wirkt sich auch auf unser Konsumverhalten aus. Prioritäten verschieben sich und es stellt sich die Frage, welche Bedeutung hat mein Produkt aktuell für den Verbraucher? Welchen Beitrag leiste ich?
Ein Gefühl, welches derzeit wohl jeder verspürt ist die Unsicherheit. Was aktuell richtig oder falsch ist, weiß so recht niemand. Wir orientieren uns an dem Verhalten anderer und halten uns an Handlungsempfehlungen, die tagtäglich angepasst werden. Wonach suchen Konsumenten also? Das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft und nicht alleine zu sein, gibt uns Menschen Sicherheit. Wir wollen mit anderen verbunden sein und das erreichen wir üblicherweise durch Kommunikation und menschlichen Begegnungen. Durch die aktuellen sicherheitsbedingten Einschränkungen unseres Lebens und die damit verbundene Kontaktsperre, suchen Menschen nach neuen Wegen, um das Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen. Dahingehend sehen wir Entwicklungen, dass beispielsweise Social Media Kanäle wie TikTok nochmal einen ordentlich Aufschwung erleben. Warum? Die User können sich gegenseitig zu Challenges auffordern, sich Feedback geben und vor allem tauschen sie sich so über ihren Weg aus, wie sie die aktuelle Krise bewältigen. Sehen wir, dass andere positiv mit der Situation umgehen, inspiriert uns das, es steckt uns an und gibt uns Halt.
Welche Bedeutung haben diese Erkenntnisse nun für das Marketing? Feststeht, dass kommerzielle Werbung derzeit in den Hintergrund rückt. Edeka nutzt Werbespots um Danke zu sagen, die Coca Cola Company stellt ihre gesamten kommerziellen Anzeigen komplett ein. Unternehmen müssen sich jetzt mit ihren Konsumenten auf eine Stufe stellen und Nähe erzeugen. Was jetzt zählt ist die Botschaft. Unternehmen sollten ihre Social Media Aktivitäten nutzen, um die Kommunikation so persönlich wie möglich ablaufen zu lassen. Die direkte Ansprache der Zielgruppe wird jetzt wichtiger denn je. Neben einer klaren Stellungnahme und Positionierung des Unternehmens in der Krise, sollten regelmäßige Updates aus dem Betrieb veröffentlicht werden, die die Kunden darüber informieren, wie das Unternehmen zu erreichen ist und was es anbietet. Der Story-Funktion bei Instagram kann hier eine große Rolle zugeschrieben werden. Die Kunden können dazu aufgefordert werden, das Unternehmen zu unterstützen. Gleichzeitig können Fragerunden oder Umfragen dazu beitragen, ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Marketing bedeutet in Zeiten von Corona also nicht mehr die perfekte Produktdarstellung, sondern ein Fokus auf die Krisenbewältigung zu legen – gemeinsam mit seinen Kunden.
Dass eine derartige Belastungsprobe aber nicht nur große Herausforderungen und auch negative Konsequenzen mit sich bringt, zeigt sich, wenn wir einen Blick auf interne Prozesse werfen. Die Entschleunigung des Geschäftsbetriebes sollte intensiv genutzt werden, um die eigene Marketingstrategie zu überdenken. Die Zielgruppe kann genau beobachtet und analysiert werden. Gleichzeitig sollten Unternehmen aktuelle Entwicklungen reflektieren und so Learnings aus dem eigenen Umgang mit der Krisensituation ziehen, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein. Wer die jetzige Situation nutzt, um das interne Krisenmanagement aufzustellen oder zu optimieren, der geht stärker aus dieser Zeit hervor. Wichtig ist, dass wir trotz Einschränkungen nicht in eine Handlungsstarre verfallen sondern uns als aufmerksame und verantwortungsvolle Akteure auf dem Markt präsentieren, die weiterhin handlungsfähig sind, und gemeinsam mit ihrer Kundengruppe die Situation bewältigen. Nur so werden wir nochmal mit einem blauen Auge davon kommen – aber wir machen weiter.
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